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Frankfurt am Main wächst sehr dynamisch und braucht in kürzester Zeit viele neue Schulen. Welche Maßstäbe gesetzt werden und wie viel Handlungsspielraum Architekten, Schulleitungen und die zukünftigen Nutzer dabei haben – darüber spricht die SCHULBAU Redaktion mit Monika Ripperger, Leiterin der Stabstelle Pädagogische Grundsatzplanung im Stadtschulamt und Harald Heußer, Architekt und Baudirektor im Hochbauamt der Stadt Frankfurt. Mehr zum Thema erfahren Sie bei der SCHULBAU Messe in Köln am Eröffnungstag am 19. September 2017.

SCHULBAU Redaktion: Aktuell sind 13 Schulerweiterungen und 18 Schulneubauten geplant. Wie sehen die Schulen der Zukunft in Frankfurt am Main aus?

Monika Ripperger: Bis 2020 wird die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler in Frankfurt um rund 10 Prozent auf über 67.700 steigen. Die dynamische Stadtentwicklung erfordert eine kontinuierliche Anpassung der Bildungsinfrastruktur, damit Familien ein wohnortnahes und ausgewogenes Schulangebot zur Verfügung steht. Frankfurt am Main hat eine internationale Stadtbevölkerung: von den 194 Staaten der Welt waren im Jahr 2012 über 90 Prozent unter der Wohnbevölkerung Frankfurts vertreten.
      Die notwendige Neuausrichtung im Schulbau ist grundlegend: Zunehmend heterogen zusammengesetzte Klassen und inklusive Lernsettings erfordern neue räumliche Organisationsmodelle. Schule heute ist ein Ganztagsbetrieb, der auch in den Ferien seine Türen nicht schließt. Schulgebäude müssen also vielfältigen Nutzeranforderungen entsprechen und eine räumliche Offenheit zum Quartier haben. Die Verbindung von Bildung und Stadtentwicklung ist für Frankfurt ein sehr relevantes Thema, denn eine gute Bildungsinfrastruktur kann als integrierendes Element in Quartieren mit sehr unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen wirksam sein.
      Bildungsräume zu gestalten, heißt vom Klassenzimmer über die Schule, über das Bildungsquartier bis zur Bildungsregion darauf zu achten, dass anregende, inspirierende und auf die Bedürfnisse der Lernenden zugeschnittene Bildungsräume entstehen. Die Räume werden den sich wandelnden Lernformen angepasst und nicht umgekehrt. Schulen sind öffentliche Gebäude und dokumentieren den Stellenwert von Bildung in Frankfurt am Main.

Harald Heußer: Schule heute ist etwas völlig anderes als zu der Zeit, in der ich selbst „beschult“ wurde. Schule ist heute nicht nur Lernort, in dem die Kinder einen Vormittag verbringen, sondern das „zweite Zuhause“. Das Schulhaus mit zentralem, künstlich belichtetem Flur, an dem uniforme Unterrichtsräume angedockt sind, kann den heutigen, sehr differenzierten pädagogischen Anforderungen nur sehr eingeschränkt gerecht werden.
Schultypologisch und bauhistorisch leitet sich diese Raumkonfiguration, also Mittelflur zweiseitig flankiert von Unterrichtsräumen, übrigens vom Kasernenbau der wilhelminischen Zeit ab.
      Strukturell lässt ein solches Gebäude kaum räumliche Differenzierungsmöglichkeiten, keine Nischen, aber auch keine Räume zu, die kindliche Phantasie und Kreativität anregen könnten. Unter dem derzeitigen, drückenden Quantitätsproblem, kann man schnell zur Auffassung kommen, dass die Einhaltung sämtlicher technischer und kaufmännischer Anforderungen wie Wärmeschutz, Statik, Schall- und Brandschutz und strikte Budgeteinhaltung allein eine gute Schule garantieren. Der Bau ist warm, es regnet nicht rein und rechtlich ist auch nichts zu beanstanden. Reicht doch! Wem das Prinzip des „Nürnberger Trichters“ als Bildungstransferideal vorschwebt, wird mit solchen Räumen bestens zu Recht kommen.
Allein die Arbeitswelt der heute ökonomisch wichtigsten und kapitalstärksten Firmen, die vor allem im Bereich der Informationstechnologie tätig sind, wie Google, Apple, aber auch innovative Start-up Unternehmen, gestalten das Arbeitsumfeld ihrer Mitarbeiter als hochdifferenzierte „Wohlfühlräume“, die nichts mehr mit der tayloristischen Aufreihung genormter Schreibtischzellen zu tun haben.
      Die neuen Räume sind notwendiger Hintergrund, um Kreativität entstehen zu lassen, die wiederum Kommunikation voraussetzt, aber auch Zurückgezogenheit, Konzentration und dann wieder Bewegung und Sport ermöglicht. Die Erkenntnis dass das wichtigste Kapital der Unternehmen die geistig, mentale Leistung ihrer Mitarbeiter ist, erfordert ein völlig anderes Denken – und eine Schule, die auf die heute schon existierende völlig neue Arbeitswelt der Zukunft vorbereitet.

SCHULBAU Redaktion: Können Sie anhand eines konkreten Beispiels beschreiben, wie die Übersetzung eines innovativen, inklusiven Bildungsansatzes in ein Raumkonzept gelingt?

Harald Heußer: Wir haben in Frankfurt je nach Aufgabe und Rahmenbedingung völlig unterschiedliche Ansätze entwickelt, wie wir zu einem neuen Schulbau kommen. Wenn der Faktor Zeit die alles dominierende Anforderung ist, werden wir in Kürze diese Aufgabe mit dem „Frankfurter DOMINO Schulbaukasten“ lösen.
      Dieser von uns gemeinsam mit einem Salzburger Architekturbüro entwickelte Baukasten erlaubt es sehr schnell und architektonisch qualitätvoll, kleinere Schulbauten, vor allem Auslagerungen und Erweiterungen unglaublich zügig umzusetzen. Der Holzraummodulbaukasten besteht aus unterschiedlichen Raumtypen, die wiederum aus einzelnen hölzernen Raumsegmenten bestehen. Ein Unterrichtsraum setzt sich beispielsweise aus drei Raumsegmenten zusammen, die jeweils drei Meter breit und sieben Meter lang sind. Neben dem „Modul Unterrichtsraum“ wurden Module für Fachräume, Toiletten, Cafeteria, Flur etc. entwickelt. Mit einem „Koffer“ mit verkleinerten Modellmodulen wird der Planer zukünftig gemeinsam mit der jeweiligen Schule die passende, ideale Interimsschule am Tisch entwickeln können. Das Bauen selbst geht dann blitzschnell. Die Raummodule werden fix und fertig in der Montagehalle des Herstellers zusammengebaut und über Nacht zur Baustelle transportiert. Innerhalb weniger Tage werden die Module vor Ort mit einem Autokran zusammengefügt. Der halbfertigte Innenausbau wird dann noch zu Ende montiert, die Kanäle, der äußere Stromanschluss und die Außenanlagen werden noch hergestellt, und schon können die Kinder ihre neue Schule in Besitz nehmen.
      Bei Schulprojekten, die einen größeren Umfang haben und bei denen mehr Zeit zur Verfügung steht, wie bei unserer neuen „Römerstadtschule“ wird zukünftig eine intensive Projektentwicklungsphase vorgeschaltet. Pädagogen und Architekten erarbeiten gemeinsam mit Schüler- und Elternvertreter in einem intensiven Diskurs das pädagogische und räumliche Konzept für IHRE Schule. Unterschiedliche Raumkonfigurationen werden diskutiert, verworfen und weiterentwickelt und dabei auch eine Vorstellung skizziert, wie die neuen Räume miteinander funktional verbunden sein sollen, aber auch welche Rolle Licht und Materialien spielen könnten. Anschließend wird in der Regel ein Architektenwettbewerb durchgeführt, um unter vielen Alternativen die beste und wirtschaftlich sinnvollste Lösung heraus zu finden. Der Wettbewerb spart unserer Erfahrung nach unter dem Strich viel wertvolle Zeit, da sämtliche kritischen Fragen sehr konzentriert, sehr frühzeitig auftauchen und zügig gelöst werden müssen. Diese sehr intensive Phase, in der alle an der Schule Interessierte beteiligt werden, baut späteren Einsprüchen und zeitraubenden „politischen Diskussion“ wirkungsvoll vor. Konkurrenz ist nicht nur in der Wirtschaft die wirkungsvollste Methode das optimale Ergebnis zu erzielen, das Gleiche gilt, ohne Abstriche für komplexe Planungsprozesse.

SCHULBAU Redaktion: Im breit angelegten öffentlichen Beteiligungsverfahren „Frankfurt macht Schule“ geht es um die transparente und partizipative Umsetzung des Schulentwicklungsplans (SEP). Inwiefern können sich hier die zukünftigen Nutzer einbringen?

Monika Ripperger: In 2014 startete die Stadt den großen Beteiligungsprozess „Frankfurt macht Schule“. Bildungspolitiker/innen, Schulleitungen, Pädagogen und Fachverwaltung, Stadtelternbeirat, Stadtschülerrat, Stiftungen und Hochschule beschrieben die Frankfurter Bildungslandschaft neu. Der Beteiligungsprozess mündete in den Schulentwicklungsplan 2015-19, mit ihm wurden Maßnahmen zu Ganztag, Inklusion, Bildungsbeteiligung, Digitalisierung beschlossen. Die Neuerrichtung und Erweiterung von Schulen ist eines von neun Gestaltungsfeldern zugeordnet.
Eine besondere Form der Beteiligung bei Neu-, Um- oder Erweiterungsbauten von Schulen ist die Planungsphase Null, die das Stadtschulamt, als fachlicher Bedarfsträger, verbindlich und je nach Aufgabenstellung und Kontext gestaltet. Dabei gilt es, die Partizipation entsprechend der jeweiligen Aufgabe so zu organisieren, dass das nötige Wissen und die nötigen Fähigkeiten der Anspruchsgruppen einbezogen, alle relevanten Stimmen gehört, formale Prozesse unterstützt und die Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure insgesamt effektiv und effizient gestaltet wird.
      In der Phase Null werden Nutzeranforderungen aufgenommen, verhandelt und in eine Empfehlung zur baulichen Umsetzung übertragen. Dabei werden auch pädagogisch-fachliche Fragen aufgenommen und Kollegien, Teams und Kooperationspartner sind aufgefordert, sich mit Fragen der inneren Schulentwicklung, Organisationsentwicklung oder den sozialräumlichen Kooperationen auseinanderzusetzen.
      In der Planungsphase Null sind die Kooperationspartner auf der Ebene des Quartiers regelhaft in die Planungsprozesse einbezogen, so dass Bedarfe im Quartier und bestehende räumliche Reserven mit bedacht werden können.
Angestrebt werden Systeme, die alle relevanten Aspekte in ihren Beziehungen zueinander denken und entwickeln. Flächenpotentiale voll auszuschöpfen, bedeutet in diesem Zusammenhang, die unterschiedlichen Infrastrukturbedarfe sinnvoll zu bündeln, Nutzungsüberlagerungen räumlich anzulegen. Im Mittelpunkt steht die intensive Vernetzung unterschiedlicher Bildungsbausteine zu einer sozialräumlichen Bildungslandschaft.


Herzlichen Dank Ihnen beiden für das Gespräch.

Auf der SCHULBAU, Internationaler Salon und Messe für den Bildungsbau, in Köln erfahren Sie mehr zum Thema.

Am Eröffnungstag, den 19. September 2017, 15:00 – 15:30 Uhr:
Vortrag (auf der Bühne)
Neues aus Frankfurt am Main - Schul(bau)entwicklung in einer wachsenden Stadt.

Monika Ripperger, Stadtschulamt Frankfurt, Leiterin der Stabstelle Pädagogische Grundsatzplanung
Harald Heußer, Architekt, Baudirektor und Objektbereichsleiter im Hochbauamt der Stadt Frankfurt am Main


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